Junge Pflege – eine besondere Herausforderung

Unfall, Frühdemenz, Sucht – stationäre pflegerische Versorgung ist nicht immer eine Frage des Alters. Mit dem Haus der Jungen Pflege in Pölich bietet die creatio GRUPPE demnächst ein einmaliges Angebot in der Region. Sozialpädagogin Carina Blum (28) gibt uns in ihrem persönlichen Blogbeitrag einen Einblick in ihre Arbeit und die Besonderheiten der stationären Pflege jüngerer Menschen. 

Hi, mein Name ist Carina und ich arbeite als Sozialpädagogin im Bereich der Jungen Pflege in St. Andreas in Pölich, wo wir bald das Haus der Jungen Pflege eröffnen. Wir betreuen pflegebedürftige Menschen unter 60 Jahren und ich nehme euch heute mit in meinen Alltag.

Was ist Junge Pflege?

Kurz gesagt zählen alle pflegebedürftigen Menschen unter 60 Jahren zur Jungen Pflege. Diese Pflegebedürftigkeit kann dabei mehrere Ursachen haben, zum Beispiel Unfälle, Erkrankungen oder Folgen von Sucht. Da eine pflegerische Versorgung zuhause nicht mehr möglich ist, bieten wir sowohl den Betroffenen als auch deren Angehörigen ein angemessenes Umfeld für die neue Situation. Dabei nehmen wir alle Bedürfnisse wahr und versuchen ihnen dadurch ein neues Zuhause zu bieten.

Warum Junge Pflege?

Unsere Gesellschaft ist sich immer mehr am Wandeln, so auch unsere ältere Bevölkerung. Ein persönliches Beispiel: Meine Großeltern haben noch gerne Volksmusik oder Schlager gehört und zum Abendbrot gab es auch tatsächlich Brot. Meine Eltern haben einen viel breiteren Musikgeschmack und wenn es um‘s Thema Abendesssen geht, wird mal gekocht, mal bestellt und mal gibt es auch hier das klassische Abendbrot. Die Nachkriegsgenerationen haben ein viel größeres Spektrum an Interessen, Freizeitgestaltungen und Vorlieben. Dieses gilt es in der Jungen Pflege herauszufinden und dementsprechend auch umzusetzen. 

Hinzu kommt, dass die Betroffenen der Jungen Pflege an einem ganz anderen Punkt im Leben stehen als die Senior*innen, die die creatio Gruppe in ihren Seniorenresidenzen normalerweise betreut. Bei uns finden sich Familienväter, die einen Unfall erlitten haben, berufstätige Frauen, die an einer fortschreitenden Frühdemenz erkrankt sind, Menschen, die aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können.

Auch die Angehörigen haben in der Jungen Pflege einen hohen Stellenwert. Während in der Altenpflege oftmals die Kinder als Angehörige auftreten, kommt es in der Jungen Pflege nicht selten vor, dass Ehepartner*innen, die Eltern oder die Kinder involviert sind. Die Pflegebedürftigen in der Jungen Pflege und deren Angehörige stehen nunmal in einem anderen Punkt in ihrem Leben als Senior*innen. Daher ist es wichtig, die gesamte Situation und alle Beteiligten ganzheitlich zu betrachten. Natürlich geht es in erster Linie um die Pflege, aber für unser Team es ist viel mehr: Es ist das gemeinsame Lachen, das Teilen von Erfolgen und das Zusammenhalten. Die Menschen leben bei uns und das sollen sie auch im vollen Umfang tun.

Was ich so mache?

Ich erarbeite zusammen mit den Bewohner*innen eine Tagesstruktur, die an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst ist. Darunter zählen z. B. Gruppenangebote wie Kinoabende, gemeinsame Kochabende und Ausflüge zum Shoppen. Aber auch Einzelangebote wie Biografiearbeit, Gesellschaftsspiele, Gespräche auf Augenhöhe sowie soziale Aktivierung und psychosoziale Beratung gehören dazu. Wir unternehmen viel in der Gemeinschaft, aber auch eine 1-zu-1-Betreuung kommt hier nicht zu kurz. Wir machen das, worauf die Bewohner*innen Lust haben.

Besonders wichtig ist mir, dass die Menschen bei uns ein Zuhause finden. Die Angehörigen sind stets willkommen und dazu eingeladen, an allen Aktivitäten teilzunehmen. Ich sehe uns alle als ein Team: Die Betroffenen, deren Angehörigen, die Pflegekräfte, die soziale Betreuung. Und das ist es, was die Arbeit ausmacht. Ich sehe die Herausforderung darin, jede Person an der Stelle abzuholen, wo er oder sie gerade steht. Und das ist es, was ich an meinem Job so mag. Die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bekommen und Menschen ein neues Zuhause zu bieten, die pflegerisch eine stationäre Unterstützung benötigen sehe ich als meine Hauptaufgabe.